Ein letzter Blick aus dem Fenster des Flugzeugs, bis man in den Wolken verschwindet. Und wenn die weißen Schleier nach langer Zeit die Sicht wieder freigeben, ist es, als ob sich die Tore zu einer neuen Welt öffnen…
Jetzt bin ich schon seit fast zwei Wochen in Ecuador und weiß gar nicht so recht, wo ich anfangen soll, weil es so unglaublich viel zu erzählen gibt.
Nach einem Flug voller Befürchtungen und Zweifel, ob es tatsächlich die richtige Entscheidung war, für ein Jahr nach Ecuador zu gehen, bin ich um 14:35 Uhr Ortszeit auf dem Flughafen in Quito angekommen – inklusive Gepäck. Danach wurden wir zum Haus der Fundación Proyecto Ecológico Chiriboga, der Partnerorganisation in Ecuador, gebracht und dort von Virginia und Carmen, unseren Mentorinnen, sowie von einigen anderen Freiwilligen empfangen. Trotz der Müdigkeit haben wir uns mit den drei Nichten von Virginia und Carmen die Stadt angeschaut. Quito hat etwas unglaublich Faszinierendes, überall sind Berge und kleine Häuser an den Bergrändern, das kommt besonders abends zur Geltung, wenn alles beleuchtet ist. Das historische Altstandviertel ist ebenfalls absolut sehenswert, insbesondere die Kirchen und Kathedralen sind bis in kleinste Detail bemalt und verziert.
Ein besonderes Highlight ist auch das Busfahren: Egal wohin und wie lange, es kostet nur 25 Centavos und ist echt lustig. Die Türen bleiben offen, die Vorfahrt wird durch Hupen geregelt und zum Abbiegen wird der Arm herausgestreckt. Dis Busfahrer sind oft sehr charismatisch und pfeifen einem hinterher, um noch mal winken zu können. :D
Etwas anstrengend sind allerdings die vielen Verkäufer, die in den Bussen oder am Straßenrand um jeden Preis versuchen, Obst, Chips, Süßigkeiten und dergleichen zu verkaufen und gelegentlich etwas unleidlich werden, wenn man ihnen nichts abkauft. Man sollte daher schon ein Auge auf seine Umgebung haben, aber ich bin der Auffassung, dass das in deutschen Großstädten nicht unbedingt anders ist.
Vormittags und nachmittags hatten wir immer Seminare, zum einen um Informationen über Land und Leute zu bekommen – so ist es zum Beispiel sehr unhöflich, nicht zu grüßen – und zum anderen über den Schulalltag. Es ist schon eine ganze Menge Schreibkram, den die Lehrerinnen und Lehrer und damit auch wir, hier zu erledigen haben: Es gibt sogenannte didaktische Pläne, die für fünf Wochen ausgearbeitet und dem Direktor vorgelegt werden müssen und alle Inhalte und Methoden beinhalten, die in dieser Zeit vermittelt und angewendet werden sollen. Zusätzlich werden die Schüler in kleinen Abständen immer überprüft, ob sie die einzelnen Lernziele erreicht haben und wenn nicht, muss man ihnen Zusatzaufgaben geben oder ihnen außerhalb der regulären Stunden den Stoff noch einmal vermitteln. Inwieweit diese Theorie auch Praxis ist, werde ich dann wohl in den nächsten Wochen an den beiden Schulen, an denen ich arbeite, erfahren.
Abends hatten wir dafür immer frei und hatten so Zeit, uns auch mal das Nachtleben von Quito anzuschauen. Besonders die jungen Leute gehen abends gern aus und tanzen, so dass die Bars und Diskotheken teilweise so voll sind, dass man sich kaum noch bewegen kann. Ansonsten sollte man gerade als Frau aufpassen, wenn es dunkel ist, nicht mehr alleine unterwegs zu sein, um nicht beklaut zu werden oder in sonstige unangenehme Situationen zu geraten…
Sicher gibt es in Quito auch Orte, die sehr heruntergekommen und elend sind und man am liebsten wegschauen würde, aber insgesamt kann ich sagen, dass mir Quito, die ganzen schönen Gassen, die kleinen Geschäfte und Märkte und die temperamentvollen und freundlichen Leute wirklich gut gefallen haben.
Das nächste Mal erfahrt ihr dann mehr über meine Familie und mein neues Zuhause in Tena, das Wetter, das Essen, meine Arbeit an den Schulen und was ich sonst noch alles erlebe.
Viele Grüße aus Ecuador nach Deutschland!